Es war im letzten Frühjahr. Ein strahlend schöner Maisonntag, endlich zog das Frühjahr richtig ein. Das erste Grün sprießte an den Weiden und Erlen und die Vögel lockten und auch Insekten summten um das Wasser.
Ich war früh am Morgen unterwegs und fischte mit der Nymphe den oberen Donaukanalbereich ab. Bald hatte ich den ersten Biss und konnte eine schöne 45er-Bachforelle landen. Zwei weitere Regenbogenforellen folgten, die allerdings deutlich kleiner waren und daher schonend zurückgesetzt wurden. Nach rund 2 Stunden gelang es mir, eine schöne Regenbogenforelle zu landen, die ungefähr gleich groß wie die Bachforelle war. Nun hatte ich mein Pensum gefangen und schlenderte wieder zurück zum Auto.
Da die Sonne warm schien und die Uferbrennesseln noch sehr niedrig waren, schlich ich am Donauufer entlang und schaute natürlich ständig in den Fluss. Hinter einer großen Weide, die ihre weit ausladenden Äste in den Fluss streckte, hatte das Winterhochwasser einen Gumpen ausgespült. Was war das? Ein dunkler Schatten tauchte plötzlich am Grund auf! Deutlich konnte ich erkennen wie die große Forelle - um das musste es sich eindeutig handeln - sich schwebend mal nach links oder rechts bewegte und eindeutig nymphte. Natürlich war die Versuchung groß, eine meiner Nymphen der Forelle zu präsentieren, aber unsere Vereinsregeln sprachen dagegen.
Die ganze Woche über ließ mir die Großforelle keine Ruhe. Von unterhalb der Weide mit einem Backhandwurf müsste es möglich sein, eine Nymphe oberhalb vernünftig ins Wasser zu bringen. Aber aufgrund der starken Strömung müsste die Fliege auch schnell absinken. Also wurden abends am Bindestock Nymphen mit Tungstenköpfchen und zusätzlicher Bleibeschwerung gebunden um rasch in die Tiefe zu kommen.
Am nächsten Wochenende war ich früh am Wasser. Zielsicher steuerte ich die Stelle unterhalb der Weide an. Zuerst konnte ich die Forelle nicht entdecken, aber dann taucht der Schatten wieder auf. Viele Vorschwünge durfte ich nicht machen, um den Fisch nicht zu vergrämen. Als vor und zurück und dann mit einem dynamischen Vorschwung das Vorfach schießen lassen. Es klappte, doch die Nymphe landete etwas zu weit links - Richtung Donaumitte. Die Forelle zeigte keinerlei Reaktion als die Fliege zu weit vorbei trieb. Also vorsichtig die Schnur wieder aufnehmen und einen zweiten Versuch starten. Diesmal landete die Nymphe besser, ungefähr 3 Meter oberhalb der Forelle. Ich beobachtete konzentriert und gespannt die Schnurspitze, die seitlich am Schatten vorbeitrieb und holte mit der linken Hand die lockere Schnur ein. Die Forelle stand am Grund und schwamm immer wieder hin und her. Plötzlich tauchte die Schnurspitze ab und wurde stromaufwärts abgezogen. Aus dem Handgelenk setzte ich einen dosierten Anhieb - dann passierte zuerst gar nichts. Aber auf einen Ruck wurde Schnur durch meine Finger und anschließend von der Rolle gerissen. Die Forelle zog stromaufwärts und dann zur Flussmitte, wo sie sich von der Strömung wieder abwärts treiben ließ. Ich konnte einige Schnur aufnehmen, bevor der Fisch wieder abzog. Nach rund 10 Minuten konnte ich die Regenbogenforelle über den Kescher führen und sicher landen. Beim Vermessen ergaben sich 68 cm bei einem Gewicht von 3 050 Gramm. Ich war stolz, dass meine Überlegungen und die gezielt gebundene Nymphe zum Erfolg geführt hatten! Es ist toll, dass es in unseren Gewässern immer wieder kapitale Fische gibt, die man auch ab und zu überlisten kann.
Helmut Herz